Beschäftigung

„Hund sucht Arbeit“

Wie Sie wissen stammt unser Hund vom Wolf ab. Wir Menschen haben im Laufe der Zeit ein domestiziertes Haustier daraus gezüchtet, damit er uns von Nutzen ist. Bereits vor 3000 Jahren hat der Mensch damit begonnen verschiedene Hundetypen nach ihrem Verwendungszweck zu selektieren. Diese Selektion hatte zur Folge, dass bei den verschiedenen Hundetypen bestimmte Verhaltensmerkmale (im Bezug auf das Verhalten des Stammvaters Wolf) verstärkt ausgeprägt wurden. Andere Verhaltensmerkmale wurden weniger oder verschwanden ganz (z.B. die natürliche Menschenscheuheit des Wolfes). Zahlreiche Hunderassen entstanden, mit dem einzigen Ziel, dem Menschen bei seiner Arbeit zu helfen, ihn, seine Familie, sein Hab und Gut zu bewachen und zu verteidigen. Weltweit verfügen wir heute über etwa 400 Hunderassen. Jede Rasse besitzt dabei ihr jeweils eigenes Spektrum an rassespezifischen Eigenschaften, mit einer mehr oder weniger großen genetischen Variabilität von Hund zu Hund.
Der größte Teil dieser „Spezialisten“, zum Arbeiten geboren, wird heute zum arbeitslosen Familienhund degradiert, dessen ursprünglich herausgezüchteten Eigenschaften gar nicht mehr gefragt sind.

Überlegen Sie einmal, wie viele Hunde nachfolgender Rassen Sie hier in Deutschland bei ihrer eigentlichen Arbeit gesehen haben:

Hütehunde:
Border Collie, Pyrenäischer Schäferhund … hüten und zusammenhalten von Schafsherden. Schnelle Reaktionen, hohe Sensibilität für kleinste Reize, Fähigkeit viele verschiedene Kommandos zu lernen, kaum territoriales Verteidigungsverhalten.

Hütehunde mit gleichzeitiger Wachfunktion:
Deutscher Schäferhund… hüten und bewachen der Herde in Anwesenheit des Schäfers, der die Kommandos gibt. Territoriales Verteidigungsverhalten. Schutz von Mensch (Bundesleistungshüten von dt. Schäferhunden besteht aus Hüten und Schutzdienst). Dazu sei gesagt, dass der Deutsche und belgische Schäferhund inzwischen die „Allrounder“ sind, die auch bei Polizei und Rettungsdienst eingesetzt werden.

Herdenschutzhunde:
Kangal, Kuvasz – selbständiges bewachen der Herde, auch in Abwesenheit des Hirten. Verteidigung der Herde gegen fremde Hunde, Raubtiere und auch Menschen. Kaum Jagdverhalten.

Gebrauchshunde:
Deutscher Schäferhund, Dobermann, Rottweiler, Boxer, Malinois sind Hunde, die für ganz bestimmte Tätigkeiten eingesetzt (gebraucht) werden. Sie werden auch als Arbeitshunde bezeichnet. Gebrauchshunde finden Einsatz zum Beispiel bei der Jagd, bei Katastrophen, im Polizeidienst, zur Suchtgiftauffindung oder bei Such- und Rettungsarbeit nach Unglücken. Für die verschiedenen Einsatzgebiete müssen sie spezifische Voraussetzungen erfüllen, was sowohl zum Beispiel ihren Körperbau (Kraft, Größe, Wendigkeit), ihr Wesen (triebstark oder reizresistent) als auch ihre Ausbildung betrifft.

Jagdhunde:
Verschiedene Typen (Apportierhunde, Stöberhunde, Vorstehhunde …). Golden Retriever, Labrador Retriever, Dackel, Cocker Spaniel, Beagle, . Afghane…. Selbständiges Arbeiten, schwach ausgeprägtes territoriales Verteidigungsverhalten, sehr gute Verträglichkeit mit Artgenossen (da die Meisten in der Meute arbeiten ). Geringe Beeindruckbarkeit durch Außenreize und Schmerzen ( z.B. Dornengestrüpp).

Schlittenhunde:
Husky, Alaska Malamute. Ziehen von Schlitten mit Personen und Lasten. Sehr selbständig, eher geringe Bereitschaft mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Teilweise sehr ausgeprägtes Interesse am Jagen.

Wachhunde:
Rottweiler, Hovawart, Irish Terrier…..Verteidigung eines Territorium gegen fremde Personen, ruhiges Temperament, selbständige Hunde.

„Echte“ Begleithunde:
Mops, Maltheser, …. Gesellschafter für den Besitzer, binden sich leicht an den Menschen.

Hier die Wirklichkeit…
Die meisten Hunde sind heute nur noch reine Hobbyhunde, Familienmitglied, Ersatz für einen menschlichen Partner oder Kinderersatz. Sie begleiten uns in die Stadt, aufs Land, in den Urlaub, fahren mit uns Bus, Auto oder Bahn. Der Border Collie darf keine Schafe treiben, Jagdhunde kein Wild hetzen oder töten oder Herdenschutzhunde fristen in einem kleinen Hausgärtchen ihr Dasein. Die meisten Hunde, die heute von uns als Begleithunde gehalten werden und entsprechende Prüfung abgelegt haben, sind gar keine Begleithunde. Sie wurden von uns „umgeschult“, um sich in unsere Umwelt einzufügen.

Ursprüngliches Verhalten ist also beim Hund oft nicht mehr gefragt. Um Problemen mit dem Hund vorzubeugen müssen wir unserem „arbeitslosen“ Hund Ersatzbeschäftigungs- maßnahmen bieten, um seine Triebe zu befriedigen und gleichzeitig ihm bei seinen ursprünglichen Aufgabengebieten Grenzen setzen.
Geeignet sind z.B.: Agility, Turnierhundesport, VPG, Obedience, Flyball, Apportieren, Fährten suchen, Tricks erlernen …. in Verbindung mit Gehorsamsübungen sind die optimale Mischung.

Je nach Hunderasse (Bei Mischlingen die Rassen mit einbeziehen) und Temperament findet sich bestimmt das Passende für Mensch und Hund. Einfach nur zum Spaß, im Wettbewerb oder Prüfung … dem Hund ist dies egal, Hauptsache er hat eine Arbeit. Schnell mildern oder lösen sich Probleme, wie Zerstörungswut oder bellen aus Langeweile, Jagdlust u.ä. irgendjemand sagte mal:

„Nur ein müder Hund, ist ein guter Hund.“
Ein richtig beschäftigter Hund, körperlich aber auch geistig (auch Hunde kann man durch wechselnde Aufgaben und neuem Lernen geistig fordern) ist ausgeglichen, zufrieden und am Ende seiner Arbeit auch müde.

Barbara Richter

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