Märchenstunde

Einige Dinge, die es in der Welt des Hundes nicht gibt, Behauptungen die nicht wahr sind, und „Erziehungsregeln“ die absolut nichts mit guter Erziehung zu tun haben:

  • Der Griff ins Nackenfell und das Schütteln des Hundes ist eine hundgerechte Strafe
    -> Das einzige, was ein Hund kräftig durchschüttelt ist seine Beute. Ein Nackenschütteln unter Artgenossen gibt es ebenso wenig wie den sogenannten „Alphawurf“!
  • Mit Gewalt muss dem Hund gezeigt werden, wer der Chef ist. Man straft ihn körperlich, brüllt oder schreit, wenn er nicht „hört“ -> Erziehung des Hundes zu bedingungslosem Gehorsam durch Angst – das ist so armselig, dass ich mir Erklärungen hierzu erspare!
  • Bin ich immer lieb zu meinem Hund, dann ist er auch immer lieb zu mir und tut alles, was ich möchte…
    –> Wenn der Mensch seinem Hund ständig nach Belieben zur Verfügung steht, jede Forderung des Hundes erfüllt, ihm immer alles recht macht… dann geht es diesem Hund nicht gut und er wird das auch sehr deutlich zeigen.
  • Hunde brauchen ständige Freiheit und Spaziergänge auf denen sie ausschließlich tun und lassen können, was sie wollen.
    -> Wertvoller als ein Mensch, der nur teilnahmslos hinterher latscht, ist jemand der wirklich mit dem Hund gemeinsam spazieren geht.
  • Starke Hunde begegnen Artgenossen aggressiv, schwache Hunde sind freundlich und eher distanziert.
    -> Genau das Gegenteil ist der Fall!
  • Hunde müssen alles unter sich klären.
    ->Hast du einen Raufer, kleinen Tyrannen oder einen extrem ängstlichen Hund, dann führst du deinen Job als „Alphatier“ nicht (gut) aus. Wenn du diese Aufgabe nicht übernehmen willst oder kannst, dann regelt der Hund dieses notgedrungen selbst.
  • Hunde müssen überall ausgiebig schnüffeln und markieren.
    -> Wenn es nichts anderes zu tun gibt, bleibt dem Hund ja auch nichts übrig. Ein Hund, der jeden zweiten Baum anpinkelt und dessen einziges Abenteuer die Duftmarke eines Artgenossen ist, ist ganz arm dran!
  • Der Hund zeigt ein schlechtes Gewissen, er weiß genau, was er angestellt hat..!
    -> Menschliche Fähigkeiten wie Beleidigt sein, Mitleid empfinden, gutes oder schlechtes Gewissen, über etwas nachdenken… fehlen jedem Hund!
    Die unterwürfige Geste und das Beschwichtigen nach einer längst vergangenen Handlung zeigt der Hund lediglich, weil er merkt, dass der Mensch stinksauer ist.
    Warum, das kann er absolut nicht nachvollziehen!
  • Alle Hunde sind gleich, es kommt nur auf den Menschen an, wie sich der Hund verhält.
    -> Stimmt leider nicht, denn einige Hunde zeigen Verhaltensweisen, die schwer beeinflussbar sind.
    Einen Herdenschutzhund so zu erziehen, dass er alle fremden Besucher freundlich begrüßt oder einem waschechten Terrier beizubringen, alle großen Hunde als willkommene Spielpartner zu betrachten, wäre geradezu eine Meisterleistung!
    Hunde, die sogenannten Qualzüchtungen angehören, kommen mit Artgenossen oft nicht aus, denn sie können sich kaum verständigen.
    Mit riesigen Hängeohren, abgeschnittener Rute, unter einer dicken Fellmatte versteckt, mit ungewolltem Zähnezeigen oder immer gleicher Rutenhaltung…
    ist klare Hundesprache nun einmal nicht möglich – das hat mit Erziehung gar nichts zu tun!
  • Hunde, die bellen, beißen nicht.
    -> Eine der gefährlichsten und dümmsten Behauptungen!
    Bellen und Knurren dienen zunächst dazu, ein Beißen zu verhindern. Wird darauf nicht entsprechend reagiert, muss der Hund deutlicher werden: er beißt!
    Was soll er sonst tun?
  • Mit der Erziehung eines Hundes beginnt man recht spät.
    -> Erst lässt man ihn in Ruhe erwachsen werden und versucht dann die entstandenen Probleme wieder in den Griff zu bekommen, oder wie?
  • Ein großes Haus mit Garten sind Voraussetzungen für eine gute Hundehaltung.
    -> Ein Garten ist sehr praktisch, ersetzt aber keinen Spaziergang! Was soll der Hund alleine im Garten?
    Ich kenne viele zufriedene Stadthunde, die gut ohne Garten auskommen, weil ihre Menschen ihnen Abwechslung bieten und ich kenne viele Hunde, die trotz Garten ein ganz trauriges Dasein fristen!
    Das gleiche trifft auf die oft hochgelobte Hundeerfahrung zu:
    es gibt Menschen, die trotz jahrelanger Hundehaltung nichts davon verstehen und es gibt Ersthundehalter, die haben einfach ein gutes Hundefeeling und machen fast alles richtig!
  • Das kennt er so, das macht ihm nichts aus!
    Oft eine Phrase, die schlechte Behandlung oder Haltung des Hundes entschuldigen soll.
    Der Hund lebt halt alleine im Zwinger, das kennt er so!
    Ach, und deshalb geht es ihm gut dabei?
    Nein, denn das ständige Alleineleben von Hunden führt bei ihnen zu schweren seelischen Schäden!

Dieses sind nur einige wenige Beispiele für blödsinnige Behauptungen und Methoden, die sich oft lange Zeit halten! Schützen kannst du dich nur, indem du möglichst kritisch bist, deinen gesunden Menschen- bzw. Hundeverstand gebrauchst und nicht alles, was du hörst oder liest bedenkenlos umsetzen!

Barbara Richter

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